Nun ist er wieder da, der große Tag der Liebe, und ich muss zugeben, dass mein Mann und ich ihn nicht begehen, den Valentinstag. Kein Ahnung, wieso, aber irgendwie hat er sich bei uns in all den Jahren nicht etablieren können. Dennoch mag ich ihn. Meinen Mann. Und den Valentinstag irgendwie auch, schließlich dreht sich heute alles um die Liebe. Und die Liebe ist nun einmal alles. Nur, wenn wir Liebe geben und in Liebe leben, ist das Leben lebenswert; wenn wir die Liebe aus unserem Leben ausgrenzen, grenzen wir die größte Kraft von allen aus.
Und eines steht für mich ganz außer Frage: Sie ist immer da, die Liebe. Auch, wenn gerade alles scheiße ist und wir nicht mehr an sie glauben.
Ich kenne das. Mal fühlt man sich einsam. Mal scheint alles mühsam. Mal entpuppt sich der Freund, an den man glaubte, nicht als die Person, die man in sein Herz gelassen hat. Ja, mal liebt man nicht einmal sich selbst. Das sind Verletzungen, die schmerzhaft sind. Und dann verschließen wir unser Herz, weil wir Angst vor weiteren Enttäuschungen haben. Als nächstes bauen wir eine Mauer auf und erlauben nur noch wenigen Menschen, einen kurzen Blick dahinter zu werfen. Kurz: Wir schränken die Liebe ein, und das lässt uns leiden. Denn wir alle brauchen sie, die Liebe.
Auch ich ertappe mich immer wieder, wie mich zu schützen versuche. Sobald mir Menschen mit Missgunst, Hass oder Intoleranz begegnen; nach verfehlten Zielen; nach Tagen, die mir die letzte Kraft zu rauben scheinen, spüre ich, dass ich Gefahr laufe, mich zu verschließen. Doch ich will das nicht. Und in stillen Stunden; wenn ich neben meinem Hund durch den Wald gehe; wenn ich morgens neben meinem Mann wach werde; wenn mich jemand, den ich noch gar nicht lange kenne, voller Wärme, voller Verbundenheit in seinen Arm nimmt; wenn ich an meine tote Oma denke, der ich mich nie ganz geöffnet habe; wenn ich Fotos von unserem Patenkind sehe; wenn ich spüre, dass ich älter werde und die Zeit ein rares Gut wird; wenn ihr mir eine Nachricht schickt, die mir beim Lesen Tränen in die Augen schießen lässt oder ein Lächeln ins Gesicht zaubert – dann weiß ich wieder, dass das Aufbauen einer Mauer falsch ist. Vor der Liebe müssen wir uns nicht schützen. Nur vor dem Zweifel.
Alles Liebe zum Valentinstag
– und für jeden anderen Tag des Jahres.
Euer Tommy
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