Ich treib’s aber auch wirklich ganz schön bunt zurzeit. Stellt euch vor, den morgigen Freitag habe ich mir schon wieder freigenommen. Leisten kann ich mir das eigentlich nicht. Aber ich tue’s trotzdem. Ätsch!
Grund ist erneut ein Konzert. Ich fahre in meine alte Heimatstadt. Werde meine Eltern sehen … und das Haus, in dem ich aufgewachsen bin … und meinen besten Freund, den ich seit der zehnten Klasse kenne – also laaaange schon. Kinder hat er mittlerweile. Zwei, um genau zu sein. Und auch, wenn wir mittlerweile in zwei doch recht unterschiedlichen Welten leben, so fühlen wir uns doch sehr verbunden; und das ist es, was am Ende zählt.
Was ich aber eigentlich erzählen wollte, ist, dass wir abends Phillip Boa sehen.
Kennt den Sänger jemand? Ist so ein Indie-Rock-Urgestein aus den 80ern. Ein zum Glück unverbesserlicher Gegen-den-Strom-Schwimmer. Und vor allem macht er Musik, zu der man hammer pogen hat. Und Pogo tanzen, gehört für mich zu dem Befreiendsten überhaupt. Oh Mann, wie ich das liebe. Vor allem das Slammen.
Okay, okay, ich weiß – das muss ich wohl erklären. Aber ihr habt das sicher schon einmal gesehen. Beim Slammen versammelt man sich vorne vor der Bühne, und dann, wenn die Musik so richtig abgeht, geht’s auch dort so richtig ab. Man stößt diejenigen, die neben einem stehen, von sich. Man schubst sich gegenseitig, rempelt sich an und wirft sich gegenseitig quer über die Tanzfläche. Für Außenstehende, also für die Hintenstehenden sieht das Ganze oft wie eine riesige Massenschlägerei aus. Doch wie so oft im Leben: Der Scheint trügt. Denn so wild und ungehemmt die Bewegungen dort vor der Bühne auch sind – niemand will den anderen verletzten. Alle achten aufeinander. Alle fangen sich auf und sehen zu, dass keiner stürzt. Und wenn es einen doch einmal von den Beinen holt und man stürzt, sind auf der Stelle Hände da, die einem wieder hochhelfen.
Das Gefühl, das ich beim Pogo habe, ist – ich merke es gerade – schwer zu beschreiben. Sich mal völlig gehen lassen, schwitzen, raufen, klatschnasse Haare und keine Frisur mehr haben, sich mit völlig Fremden für einen Tanz lang ganz verbunden fühlen, frei sein, Leben spüren …
Ich weiß, das ist womöglich schwer zu verstehen. Und meine Mutter wird, wenn sie das hier liest, sicher wieder mit dem süßen Köpfchen schütteln – und ihr tut das vielleicht auch –, aber das ist ja das Gute: Jeder von uns tickt anderes. Jeder ist auf seine Weise ganz besonders.
Ich wünsche euch ein erlebnisreiches und befreiendes Wochenende
Euer Blaue-Flecken-Sammler Tommy
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