Heimatabend

Kennt ihr diese intimen Momente, auf die man im Nachhinein liebend gern verzichten würde? Ich hatte am Wochenende, nach dem Boa-Konzert, einen solchen Moment. Denn ich hatte einen flotten Vierer. Mit meinem Mann, meinem besten Kumpel und eben einem Vierten. Einem Unbekannten. Einem Taxifahrer.
Gut gelaunt und auch nicht allzu alkoholisiert sind wir drei in seinen Wagen gestiegen, und nachdem wir unser Ziel – ein Kaff am Ortsrand – genannt hatten, ging die flotte Vierer-Fahrt los, die er offensichtlich unter das verheißungsvolle Motto „Alles kann, nichts muss“ gestellt hatte. Denn es KANN schon sein, dass es irgendwo auf der Welt noch jemanden außer ihm gibt, der gerne diese Art von Techno hört, der ich mich fragte, ob der Verstand schon vor oder erst nach dem Einschmeißen der Pillen weggeflogen ist. KANN schon sein, MUSS aber nicht. Und es KANN auch sein, dass es Menschen gibt, die nicht einmal ein Hallo, ein Danke-fürs-Trinksgeld oder ein Tschüssi für angebracht halten; MUSS es aber nicht. Und natürlich KANN es ebenfalls sein, dass es den einen oder anderen gibt, der es als Mitfahrer liebt, mit angelaufenen Scheiben und quietschenden Reifen um die Ecke zu sausen, um dann in einer 50er-Straße mit quälend lahmen 30 Sachen durch die Gegend zu nuckeln. MUSS aber nicht.
Also … ich fahre nicht gerne Taxi, denn ich empfinde das Zusammensitzen in dem Wagen stets als sehr intim. Und für mich ist es in der Regel eine Intimität, die ich mir gar nicht wünsche, der ich mich aber nicht entziehen kann. Wenn ich aus einem Taxi steige, überkommt mich jedes Mal ein befreiendes Gefühl. Auch wenn der Fahrer oder die Fahrerin nett gewesen ist.
Zu viele Gefühle, die man mit einem Fremden in einem fremden Wagen auf engstem Raum und in einer engen Zeitspanne teilt. Aber wahrscheinlich mache ich mir einfach immer nur zu viele Gedanken. Selbst nach einem supi Konzert mit supi Leuten.
Wünsche euch eine tolle Woche, die hier bei uns gerade mit strahlendem Sonnenschein beginnt. Freu!
Euer Tommy

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