Unbezahlbar

Obwohl ich mir vorgenommen hatte, mich am Wochenende aus allen Alltagssachen rauszunehmen, war ich Samstagmorgen schon wieder mitten drin im üblichen Trott. Und so stand ich morgens an der Kasse des Supermarkts, mit runterhängenden Mundwinkeln und merkte, wie sich eine Unzufriedenheit in mir ausbreitete.
„Mensch, Tommy, es ist geilstes Frühlingswetter. Du hast keine Termine. Niemand ist krank. Und es ist Wochenende“, flüsterte mir mein leichtes Ich ins Ohr. Und stellt euch vor – ich habe ihm Gehör geschenkt.
Ruck, zuck bin ich nach Hause geflitzt, hab’ die Einkäufe ausgeräumt, hab’ mir meinen Jimmy, meinen Hund und ein paar wenige Sachen, die in eine kleine Tasche passten plus ein Zelt und die Räder geschnappt. Und keine 40 Minuten später waren wir unterwegs.
Jimmy ist gefahren, und als ich meinen müden Augen im Beifahrerspiegel begegnete, fragte ich mich ein weiteres Mal, warum wir – in unserer freien Zeit – so viel Zeit darauf verschwenden, jeder möglich und unmöglichen Art der Ablenkung nachzugehen, statt uns der Frage zu stellen, was uns wirklich erfüllt. Was uns innere Ruhe und Zufriedenheit, vielleicht auch kurze Momente des Glücks schenkt.
Nun, lange konnte ich nicht darüber nachdenken, denn bereits nach rund einer Stunde kamen wir an. An einem kleinen See in der Pfalz. Wir wollten nicht so lange unterwegs sein – es ging uns ja ums Ankommen.
Picknickdecke rausgeholt, Klamotten ausgezogen, wuselnde Gedanken abgestellt, Blick auf den See – und schon war mir wieder klar: Die schönsten und wertvollsten Dinge im Leben kann man für kein Geld der Welt kaufen. Und die zweitschönsten Dinge kosten nicht die Welt. Zwei Tage haben wir von ’ner Packung Schwarzbrot sowie Aldi-Kuchen, etwas Käse, 5 Konserven, bisschen Obst, bisschen Wein, einer Cola, selbstgebrautem Käffchen und einem Bierchen, das wir uns am Seekiosk gekauft haben, gelebt.
Nachts war’s arschkalt, und wir haben echt gefroren. Uns fehlten Gewürze, Sonnencreme, Shampoo, je eine frische Unterhose und noch so einiges anderes. Aber vermisst haben wir nix. Und weil’s so schön, so ruhig, so erdend und erfüllend war, sind wir noch ’ne Nacht länger geblieben.
Gerade eben erst bin ich die Tür zu Hause reingekommen. Und? Geht auch! Ach was, geht auch!? Was schreibe ich denn da? Das geht sogar noch besser als sich so tief in den Alltagstrott und die 0815-Sachen des Lebens reinzumanövrieren, dass man sich am Ende selbst verliert.
Jippie! Es war supercalifragilisticexpialigetisch! Und jetzt kann sie kommen, die neue Woche – ich freue mich drauf!
Hoffe, euer Wochenende war ebenfalls schön, und wünsche euch natürlich einen wundervollen Tag!
Euer Tommy

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