Zwei Fragen hab ich: Erstens, wieso sieht meine Zeichnung nach ’ner Kidneybohne aus, obwohl es was ganz anderes darstellen soll?
Und zweitens: Was machen hundert Mumus morgens um 7 Uhr in der Stadt?
Sie warten, dass der Schlecker aufmacht!
Ich fand den Witz immer total knuffig. Weil ich mir die Mumus bildlich vorm Schlecker wartend vorgestellt habe – mit Peeptoes und ’nem Handtäschchen.
Übrigens, ich plane einen Comic: „Tommy und der Mumu Bling Ring“.
Aber zurück zum Thema: Das mit dem Warten ist ja jetzt passe´, Geschichte. Den Schlecker gibt’s nicht mehr. Und heute würden die hundert Mumus auch – Piepvogel – nicht mehr vor dem Schlecker stehen („behaltet eure doofe Scheuermilch!“). Zeiten ändern sich. Heute stehen die Guten nicht mehr vor dem Putzmittelgeschäft, sondern vor dem Kino.
Boah, ich sag euch, gestern im Cineperplex war die Hölle los. Hundert, nein, tausend Frauen. Und alle aufgedreht wie Minnie Mouse nach ’nem Stromschlag sowie dropsig wie eine Packung Lutschbonbons. Und das alles nur wegen „50 Zeugs of Knübbel-Mich“.
Wie gesagt, Zeiten ändern sich. Statt zu Ata oder Meister Proper gibt es heute vor dem Kino eine Runde Ladys-Night-Sekt. Und das ist gut so. Mädels, macht, worauf ihr Bock habt, gönnt euch euren Spaß! Die Frage, wie emanzipatorisch die 50-autsch-aua-weh-Filmchen wirklich sind, lasse ich, der sich schon immer als Frauenrechtler (oder Menschenrechtler) gesehen hat, jetzt einfach mal unter den Tisch fallen. Nicht alles muss pädagogisch wertvoll sein. Manchmal reicht es auch, wenn der Drops gelutscht wird.
Aber ich schweife schon wieder ab. Denn eigentlich wollte ich meine Sauna-Trilogie beenden, und der letzte finale Teil schließt nämlich den Sauna-Kino-Kreis. Irgendwie zumindest.
Also wisst ihr, was ich mich neulich gefragt habe, als die Therme wieder mal bis nachts um 3 Uhr in der Nacht geöffnet hatte: Wieso um Himmels Willen hat sie bis um 3 Uhr offen? Was zum Teufel macht man zu dieser Uhrzeit in der Sauna? Außer pennen?
Also mich braucht ihr ja schon mittags nach dem ersten Saunagang nur kurz auf die Liege zu legen und ich ratze und schnarche mir was weg. Aber nachts? Äh, ich glaube, die Saunabetreiber müssten mich nach Ladenschluss mit dem Schubkarren nach draußen bringen. Und selbst das würde ich nicht merken.
Was in aller Welt also machten diese ganzen Leute (es waren viiiiiele!) in der Sauna, als wir gegangen sind?
Checken, ob was gehen könnte. Ihr kennt doch diese „Fisch sucht Fahrrad“-Partys … so was in der Art. So lautete meine wage Vermutung. Doch dagegen sprach, dass es dort gar keine Kabinen oder dunkle Ecken und auch keinen Whirlpool gab.
Sherlock Tommy tappte im Dunkeln.
Doch dann waren Jimmy und ich neulich bei sehr, sehr guten Freunden (einem Heteropärchen in den 50ern) eingeladen, die, ich muss ihr tolles Wesen hier leider verkürzen, einen unkonventionellen Lebensstil pflegen – auch liebesmäßig – und ebenfalls oft in die Sauna gehen. Also hab ich die beiden beim Essen einfach mal gefragt, ob es beim Nachtsaunieren in erster Linie um das Eine geht.
Jetzt bin ich schlauer. Doch viel interessanter als die Antwort und des Rätsels Lösung war mein Jimmy. Das Kerlchen ist rot angelaufen wie eine Tomate. Dabei ist er bei Gott kein Klosterschüler oder so. Trotzdem stand seine Birne kurz vorm Platzen, als ich mit meinen Freunden ein bisschen über verräterische Flecken, Lutschbonbons und Relaxliegen für zwei, so genannte Wellnessmuscheln, geplaudert habe.
Versteht mich nicht falsch, ich plädiere nicht dafür, jedem seinen Intimkram aufs Auge zu drücken. Ich käme nie auf die Idee, zu einer Kellnerin zu sagen: „Einen Kaffee bitte und übrigens ich bin schwul“. Und um ehrlich zu sein, glaube ich sogar, dass eine Überpräsens an sexuellen Reizen kontraproduktiv ist. Aber ein etwas coolerer Umgang mit dem Thema wäre nicht schlecht. Wenn wir uns auf der Leinwand die extravagantesten Praktiken bei einer Portion Popcorn angucken, aber selbst mit unseren Freunden nicht mehr über Verhütung oder Ähnliches sprechen können, ist da eine Diskrepranz. Vielleicht sogar ’ne Doppelmoral – und Doppelmoral ist scheiße. Immer.
Jedenfalls ist und bleibt das Thema tabubehaftet. Und da ändert auch kein 50-Kram-of-Irgendetwas dran.
Ach ja, bevor ich euch aus meinem Gedankenstrudel entlasse, übrigens: Mein schwules Comic-Buch „Tommy und der Mumu Bling Ring“ ist, genau wie der Schlecker, schon Geschichte. Zu heikel für die großen Firmen. Ich werde also wohl weiter “schwule Bücher” schreiben. Gay Romance, ich verlass dich nicht 🙂
Wünsche euch ein wundervolles Wochenende.
Lasst euch nicht ärgern, und guckt und macht, was ihr wollt! Oder lasst es bleiben, wenn es nicht euer Ding ist. Nicht jeder muss beim Kochen einen Knüppel im Mund haben und beim Spaziergehen Liebeskugeln mit sich führen …
Euer Tommy mit herzlichen Grüßen von Jimmy, der süß verschämt grinsenden Tomate!
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