Das Bild, das sie sah, war so erschütternd, dass ihr Verstand sich weigerte, es als real anzusehen. Das Leben konnte zwar durchaus grausam sein – das hatte sie schon als Mädchen lernen müssen –, aber das hier … Nein, sie musste, musste, musste träumen. Einen Alptraum haben. Doch noch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, waren ihre beiden Geschwister – vier und neun Jahre – tot. Erstickt, nachdem ihre Körper großflächig im Feuer zu brennen begonnen hatten. Sie konnte nichts mehr tun. Also versuchte sie zu fliehen, aus dem brennenden Haus zu rennen. In der Diele aber brach sie zusammen und starb an einem Hitzeschock.
Ihre große Schwester kam weiter: Sie schaffte es, aus einem Fenster im Dachgeschoss zu springen, schlug jedoch auf der Kante eines Betonschachts auf und brach sich das Genick. Bei der Obduktion sollte man später feststellen, dass sie, als sie sprang, bereits schwerste Brandmerkmale auf dem Rücken hatte. Hinter ihr hatte das Feuer nach ihr gegriffen, vor sich hatte sie den Abgrund und den Tod gesehen … Nur ihre dreijährige Tochter, die sie kurz vorher in der Hoffnung fallen ließ, dass sie jemand fangen würde, überlebte den Aufprall …
Shocking, oder? Und es ist keine Stelle aus meinem nächsten Buch. Kein Thriller.
Sondern das, was vor 25 Jahren geschah, als Rechtsextremisten ein Haus in Solingen in Brand steckten.
Denkt mal drüber nach.
Lohnt sich.
Denn jeder kann etwas bewegen. Etwas ändern.
Damals wie heute.
Euer Tommy Herzsprung
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