Tommy Herzsprung Löwenzahn

Zwei Sachen gleich vorweg. Ich schreibe nicht nur schwule Gay Romance Bücher. Ich bin auch ein Garten-Experte. Und ich ein spitzen Koch. Also ein guter Koch, kein spitzer Koch, nicht dass ihr das falsch versteht. Beim Gemüseschnippeln und Brutzeln tendiert meine Leidenschaft in Richtung tote Hose. Anders bei einem ehemals – von Beginn an halbherzig – befreundeten Pärchen. Bei dem waren wir mal zum Essen eingeladen, und als wir so an ihrem Esstisch saßen, meinte der eine Typ freiweg von der Leber, seinem Liebsten einen Kussmund zuwerfend: „Während des Kochens überkommt es uns oft. Ich koche oft nackt, und nicht selten passiert es dann in der Küche …“ Boah, ich sag’s euch, die danach servierte Pasta Carbonara habe ich mit ganz anderen Augen gegessen. Bzw. runtergewürgt.
Aber zurück zum Thema. In Sachen Natur und Kochen kann mir so schnell keiner etwas vormachen, und neulich hatte ich plötzlich tierisch Bock auf einen Löwenzahnsalat. Fragt mich nicht, wieso. War so. „Das schmeckt voll geil“, sagte ich jedenfalls zu Jimmy, der als Salatallergie-Vortäuscher natürlich wenig begeistert war, sich aber in sein Schicksal fügte, als ich mich in unserem Garten ans Sammeln der Löwenzahnblätter machte.
Was soll ich sagen? Hat mir Spaß gemacht, und ich hab damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Unkraut weg, Essen her!
Ich also: rausrupf, rauszupf, und weil so ein Löwenzahn ja auch roh gut schmeckt, zwischendurch schon mal fleißig davon gegessen.
Dass die Blätter hart wie noch was und auch stachelig waren, hätte mir zwar zu Denken geben sollen. Hat es aber nicht. Und so landeten die grünen Dinger schließlich auf dem Teller. Bis Jimmy sagte: „Nee, Tommy, ich mach ja viel von deinem Grünfraßattacken mit. Aber Distel-Salat? No way. Nicht mir mir.“
Ich schwör’s euch, kein Scheiß, ich hatte Disteln statt Löwenzahn gepflückt. Und ich weiß bis heute nicht, wie mir das passieren konnte. Wahrscheinlich war ich total übermüdet vom vielen Schreiben und den ganzen Erotikszenen oder so. Unachtsam. Und echt unytpisch für mich, gerade im Garten. Aber ist passiert.
Natürlich bin ich sofort ins Internet, um zu gucken, ob ich mich vergiftet hatte. Ich meine: Disteln – zur Hölle, sind die, wenn man sie gegessen hat, gefährlich?
Sind sie nicht. Ich lebe noch. Und wie ich recherchiert habe, sind Disteln (Knospen, Stängel und Blätter) … Achtung, Überschrift aus dem Internet, „Eine Delikatesse vom Wegesrand“.
Äh, glaubt’s mir – ist total gelogen. Keine Delikatesse. Nö. Keine, keine, wirklich keine Delikatesse. Also wenn ich euch einen Tipp geben darf: Bleibt bei Chips und Salzstangen, wenn ihr was knabbern wollt. Distelblätter jedenfalls sind keine Alternative.
Aber wieso ich euch das überhaupt erzähle: Immer schön achtsam sein. Und glaubt nicht jedem Experten jeden Scheiß!
Euer Tommy; schönes Wochenende wünsche ich!
PS: Ich muss dann auch mal los, heute Abend gibt’s Distel-Auflauf

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