Ich mache, zugegeben, selten bei diesen Challenges mit. Aber ich wurde nun mehrfach von euch nominiert, unter anderem von Anne Felix, bei diesem Musikding teilzunehmen. Und weil mir Musik so wichtig ist und man mich mit Musik fast immer kriegt, hier meine “7 Songs, die mir was bedeuten”. Ich habe sie in ein Posting gesteckt, weil ich euch nicht noch mehr auf den Keks gehen will, als ich es ohnehin schon hier auf FB tue.
D.A.F.: Alle gegen alle
Kontrollierte, reflektierte Wut über Ungerechtigkeiten ist aus meiner Sicht der Dinge wichtig, um nicht abzustumpfen. Um nicht alles, als gegeben hinzunehmen. Liebe ist, was mich lenkt, im Leben. Aber schon immer spürte ich auch den Drang, nicht wegzusehen, wenn man nicht wegsehen sollte. Außerdem musste ich als kleiner, schmächtiger schwuler Junge sehr viel kämpfen. Mich verteidigen. In der – im Übrigen ideologiefreien – Musik von „D.A.F.“ fand ich die nötige Kraft dazu. Außerdem habe ich durch „D.A.F.“ viel darüber nachgedacht, inwieweit Provokation ein geeignetes Mittel ist, um Missstände sichtbar zu machen.
Sangre De Muerdago: Medianoite
Ich liebe den Wald. Die Tiere. Die Natur. Und ich begreife mich als Teil eines Kosmos, der von Liebe gespeist wird. Manchmal vergesse ich das. Und dann verliere ich mich in unwichtigen Dingen, die nur kostbare Lebenszeit rauben. Traurig macht mich das, doch kaum begebe ich mich in die Stille, in den Wald, kaum sehe ich in die Augen von Herrn König, meinem Hund, oder in die von Jimmy oder meinen Eltern, sehe ich wieder klar. Diese Band sieht das ähnlich.
Propaganda: Dr. Mabuse
„Propaganda“ – die Band kam aus Düsseldorf – waren so düster, so kühl, und sie eckten an mit ihrer Ästhetik. Für mich war das wie der Eintritt in eine Welt, in der ich mich verstanden fühlte. Ich weiß, das ist schwer nachzuvollziehen, und ich kann es auch schlecht erklären, aber zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass auch andere da draußen ein schweres Herz haben und die Welt, wie sie ist, nicht immer verstehen. Und dass mich die Suche nach Antworten ein Leben lang begleiten wird.
Dead Can Dance: Persephone
Es gibt keine andere Sängerin, deren Stimme mich so ergreift wie die von Lisa Gerrard. Mehrmals habe ich „Dead Can Dance“ live in Opern- und Konzerthäusern gesehen, und jedes Mal musste ich weinen. Eine Stimme, die allein ob ihres Klangs Geschichten erzählt. Songs, die mein Herz öffnen und ganz, ganz weit machen. Nur: Ich kann sie nicht so oft hören. Erstens weil mich das zu sehr aufwühlt. Und zweitens weil die Nachbarn immer klingen, weil ich „Dead Can Dance“ einfach extrem laut hören muss.
Eurythmics: Sweet Dreams
Auch die „Eurythmics“ waren für mich nicht bloß eine gute Band – die beiden kamen mir wie eine Offenbarung vor. Der coole Klang, die melodische Härte. Und vor allem Annie Lennox. Eine Frau, die nicht dem klassischen Frauenbild entsprach. Mehr noch: Sie spielte mit den Geschlechtsrollen. Mal war sie in den Videos ein Jungs verschlingender Vamp, mal ein Mann, mal irgendwas dazwischen. Ich fand das mutig, fand das sexy und es zeigte mir, dass man sein kann, wie man will. Annie Lennox und die „Eurythmics“ haben mich – das ist, glaube ich, nicht übertrieben – stark geprägt.
Anne Clark: Our Darkness
Ein Song von Anne Clark trägt den Titel “Weltschmerz”. Treffender kann man ihre Musik nicht charakterisieren. Wobei es im Grunde eher vertonte, melancholische Gedichte sind. Spoken Words. Poesie. Und ich liebe Poesie. Ich liebe Worte, ich liebe die Sprache, und ich liebe die Kraft, die von Sätzen ausgehen kann.
Wolves In The Throne Room: Born From The Serpent’s Eye
Aus der EBM-Szene bin ich vor Jahren in die (Black-)Metal-Szene gekommen. Und ich bin echt dankbar, dass sich diese Tür für mich geöffnet hat. Ich habe durch die Musik wunderbare Menschen kennengelernt, die ähnlich denken, mich teilweise verstehen. Das ist ein gutes Gefühl. Denn wenn man nichts sagen muss und doch spürt, dass der andere weiß, was in einem vorgeht, ist das ein Geschenk. „Wolves In The Throne Room“ mag ich besonders. Ihre Musik. Und ich mag auch, dass die Mitglieder auf einer naturverbundenen Kommunen-ähnlichen Farm in Olympia leben.
So, ich hoffe, eure Ohren haben meine Songs überlebt.
Eine gute Restwoche wünsche ich und schon mal ein schönes Wochenende!
Euer Tommy … Ach ja, und wer ebenfalls Songs posten und was dazu sagen will, nur zu. Jeder darf, wie er will.
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