Seltsam, wie sich Sichtweisen ändern. Als ich ein Teenie war, gab es für mich nichts Schöneres, als in einer versifften und verwaisten Weltschmerz-Disco (ich sagte noch Disco!) schweigend neben meinem Kumpel in einem der zum Inventar umfunktionierten Kinosessel abzuhängen und „The Cure“ zu hören. Ich schwör’s euch, dieser abgefuckte Kinosessel war damals wie eine Therapeutencouch für mich. Nie dagegen wäre ich auf die Idee gekommen, eine Bank klasse zu finden. Das taten, fand ich, nur Rentner mit einem fröhlichen Nachkriegs-Wanderliedchen auf den Lippen und ’ner Leberwurststulle in den Händen.
Eine Bank war ein No go.
Doch stopp! Nicht dass ihr jetzt denkt, ich hätte eine andere Bank, also ein Geldinstitut, im Sinn. Äh, da fällt mir ein: Seid ihr als Kind auch bei einer Kreis- oder Stadtsparkasse mit ihren hyperbescheuerten Knax-Heftchen gewesen? Ey, mal so ganz unter uns: Gibt es auf dieser großen weiten Welt auch nur einen Menschen, der diese Sparen-ist-so-geil–Heftchen mochte? Ich fand diese Geldpornos für Kinder unterirdisch. In den Storys ging es immer nur ums olle Sparschwein statt um Leute oder echte Schweinchen, die man hätte süß finden können.
Aber ich schweife ab. Ich wollte euch doch was über Bänke erzählen. Euch sagen, dass ich heute viele der Einladungen annehme, die von Bänken ausgehen.
Auf meiner Waldrunde mit Herrn König z.B.
Gott, was liebe ich es, mich ein paar Minuten auf diese grüne, halb zerfallene Holzbank zu setzen und den Stecker zu ziehen. Ich höre dann nur das gelegentliche Rascheln im Dickicht, fühle meinen Herzschlag sowie den meines Hundes, der zusammen mit dem von Jimmy die schönste Bewegung auf der ganzen Welt ist.
Oft stelle ich mich dann auch meinen Ängsten, meinen Sorgen, die, wenn ich so dasitze und mich plötzlich klein, aber als Teil der Natur wahrnehme, plötzlich gar nicht mehr so übermächtig scheinen.
Und sehr oft denke ich auch darüber nach, wer bereits alles auf dieser Bank gesessen hat.
Wer verliebt war, wer gelacht hat, wer verzweifelt war, wer geweint hat. Und: Wer später, am Ende seines Lebens, sich rückblickend an die Zeiten erinnert hat, in denen er sich – auf einer Holzbank sitzend – Gedanken über Dinge gemacht hat, die im Grunde vielleicht völlig nichtig waren.
Ich wünsche euch ’nen schicken Tag!
Euer Tommy
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