Tommy Herzsprung und sein E.T.

Neulich, auf dem Rückweg von der Buchmesse, sitze ich bei meinen Eltern und suche in meinem ehemaligen Kinderzimmer nach ein bisschen Ruhe, als mein Blick auf den großen Holzschrank neben dem Fenster fällt. Dort stehen einige wenige Sachen, die an meine Kindheit erinnern. Ein nostalgischer kleiner Bus zum Aufziehen, mit dem ich sicherlich zweimal um die ganze Welt gefahren bin; ein echt ganz drolliger Igel, für den mir der Lehrer, obwohl ich das Ton-Tierchen mit so viel Liebe getöpfert hatte, eine Vier gegeben hat; und dort steht auch dieser E.T.
Tage-, nein wochenlang konnte ich schlecht schlafen, weil ich mich so auf Weihnachten gefreut hatte – darauf, dass er, dieser E.T., endlich mir gehört. Und hey, es war ein großes Geschenk, ein für damalige und für unsere familiären Verhältnisse teures Geschenk. Merch war offensichtlich schon immer überteuert. Jedenfalls war ich unfassbar stolz, als ich ihn mein nennen konnte. Oben auf den Schrank ist er gekommen, und keiner durfte mit ihm spielen, so kostbar war er für mich. Meine Freunde durften nicht mit ihm spielen, und auch ich selbst habe es mir untersagt, mit ihm zu spielen.
Heute steht er noch immer da. Und ich bin sehr, sehr, froh, dass ich ihn noch habe. Denn wenn ich ihn ansehe – auch er ist in die Jahre gekommen, Zeit macht vor nichts und niemandem hat – … fühle ich nichts. Ich bekomme kein weiches Herz, es spulen sich kaum Bilder aus meiner Kindheit ab, nichts. Dieser E.T. erinnert mich daran, dass Gegenstände, dass Besitztümer – nur um des Besitzes willen – selten ein warmes Gefühl schenken, von einem gewissen Sicherheitsgefühl, das in mancher Hinsicht auch ein Trugschluss ist, mal abgesehen.
Erst wenn wir Momente der Freude, der Freundschaft oder der Liebe mit Dingen verbinden, schaffen diese es, uns zu berühren. Denn letztendlich ist es nicht die Sache, nicht das Haben, das uns einhüllt, sondern die Menschen, denen wir begegnen und die es schaffen, irgendwas mit uns zu tun.
Ich wünsche uns allen ein super Wochenende mit genauso super Menschen … und die Achtsamkeit, wirklich wertvolle Momente als auch solche wahrnehmen zu können.
Euer Tommy

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