Gay Porno-Grüße aus Bratislava

Ja, ja, es ist ja gerade die Zeit der guten Vorsätze. Endlich wieder mit dem Rauchen anfangen und am besten gleich noch dazu ab und an ’ne Runde kiffen, sich im Supermarkt öfter an der Kasse vordrängeln, die Zeugen Jehova beim nächsten Klingeln zu ’ner Runde Dirty Talk aufs Sofa bitten …
Was? Nee? Ihr habt euch andere Sachen vorgenommen? Stimmt, sorry, ich war gerade auf dem falschen Dampfer. Und es ist ja auch klasse, wenn man ein besserer Mensch werden will. Gerade im Fall des eigenen Partners. Jimmy zum Beispiel hat sich vorgenommen, mich dieses Jahr tagtäglich auf Händen zu tragen, und er hat auch schon damit begonnen.
Gestern rief er mich mit liebreizender Ich-verlieb-mich-stets-aufs-Neue-in-dich-Stimme zu sich, und es klang extrem nach einer tollen Überraschung.
Hula Hopp auf Hawaii?
Tantra in Tunesien?
Oder unsere zweite Hochzeit und danach die Flitterwochen auf den Fidschis?
Ich flitze also aufgeregt zu ihm ins Zimmer, wo ich ihn vor dem Computer sitzen sehe.
Aha, denke ich, er hat die Hochzeitsreise schon gebucht oder die Ringe bereits ausgesucht. Doch noch ehe mein Gehirn registriert, was meine Augen auf dem Bildschirm sehen, strahlt mich Jimmy happy an: „Guck mal, mein neues Lieblings-Pornomodel.“
Ich schwör’s euch, bis über beide Ohren grinste er debil. „Ist der nicht der Hammer? Schau mal, was der alles kann!“ Und in der Tat, der Gute konnte sogar im Handstand alle gefühlten tausend Männer glücklich machen. Und 20 Jahre jünger als ich war er auch. Und gelenkig wie ’ne Schlangenfrau im Zirkus.
Nun ja, jedenfalls ist Jimmy diesem Typen echt verfallen. Er „followt“ ihm auf Insta, hat seinen Newsletter abonniert und klickt sich ständig durch die künstlerischen Machenschaften dieses sexuellen Überfliegers.
Eine Reise hat er trotzdem für uns zwei geplant. Immerhin.
Jimmy will mit mir nach Bratislava. In ein schnuckeliges 1-Sterne-Hotel am Stadtrand – gegenüber dem Plattenbau, in dem sein Pornotyp mit anderen Jungs die Lovely-Gay-WG betreibt. Videoübertragung plus Meet-and-Greet natürlich inbegriffen.
Hmm, ich merke schon: Das neue Jahr geht romantikmäßig weiter, wie das letzte aufgehört hat: immer wieder überraschend! Doch ich muss jetzt wirklich Schluss machen, Jimmy ruft. Er will mir wieder etwas zeigen, und wenn ich ehrlich bin, könnte ich ihn auch dafür herzlich knuddeln. Schließlich steckt in Jimmy stets ein Schelm. Ein Schelm, der nicht alles bitterernst meint und der mir stets ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Ob hier in Karlsruhe, auf den Fidschis oder wenn es sein muss, mir soll’s recht sein, auch in Bratislava.
Ich wünsche euch ‘ne gute Restwoche
Euer Tommy, der jetzt auch die Handstandnummer übt und sich mit Nacktbildern von Inge Meysel, Gott hab sie selig, bei seinem Jimmy räch

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