Happy birthday: Tommy Herzsprung gratuliert der Rocky Horror Show

Die „Rocky Horror Show“ feierte diese Woche ihren 45. Geburtstag.
Ich selbst habe kaum bewegende Erinnerungen an das Musical oder den Film; beides sollte nie zu einem Puzzleteil meines Lebens werden.
Dafür aber weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen, wie meine Eltern, damals als der Film nachts in den Programmkinos lief und für Aufsehen sorgte, vom Ausgehen zurückkamen und beide völlig begeistert, ja geradezu geflasht gewesen sind. Vor allem meine Mutter schwärmte von diesem Strapse tragenden, trans- und bisexuellen Frank’n’Furter, der wie sie sagte, verdammt sexy war.
Und ich wiederum war verdammt stolz auf meine Mutter. Sie war so offen, so modern. Und wie Frank’n’Furter ging sie ihren Weg. Immer in halsbrecherischen Pumps und mit wenig bzw. luftigem Stoff am Körper, weil sie die Freiheit auf der Haut spüren wollte.
Ich fand das immer mega cool. Fand sie cool. Sie hatte stets ein Faible für die Kaputten, die Verletzten und die schrägen Vögel. Sie liebte abgefahrene Musik. Liebte den dicken Meat Loaf, die wilden Aerosmith und die punkigen Sigue Sigue Sputnik. Nahm jeden, wie er war. Und vor allem war sie sich selbst treu. Versuchte immer, ihren Weg zu gehen.
Heute – damals ist schon lange her und die Zeit ist echt gerast – trägt sie keine Stöckelschuhe mehr, weil’s ihr Körper nicht mehr zulässt. Und auch Musik hört sie nicht mehr wirklich. Manchmal kommt sie mir auch traurig und gebrochen und zerbrechlich vor.
Doch dann, an manchen Tagen, steht sie wieder wie damals vor mir. Stolz und mutig, freiheitsliebend und unbeirrt ihren Weg gehend. Wie Frank’n’Furter, der über jede Moral erhaben, den Mut vorlebt, zu sein, wie auch immer er gerade sein möchte.
Die „Rocky Horror Show“ ist jetzt 45. Die schrillen Figuren sind mittlerweile 45 Jahre alt.
Die Moral aber, sie hat sich nicht geändert. Weder für meine Mutter noch für uns alle: „Don’t dream it, be it!“
Euer Tommy, der sich brennend wie die gefakte Fluppe in seinem Mund, für eure Rocky-Horror-Storys interessiert und euch wünscht, dass ihr euren eigenen Weg, ja, euch selbst, nie aus den Augen verliert!

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